Die Malediven sind ein Inselstaat im Indischen Ozean. Das Land hält an der Todesstrafe fest und es sitzen dort Menschen in den Todeszellen ein (Ende 2024: mindestens 20, alle wegen Mordes verurteilt). Amnesty International geht davon aus, dass sich darunter auch zur Tatzeit Minderjährige befinden.
Zuletzt sprachen zwischen 2021 und 2023 Gerichte in jedem Jahr jeweils ein Todesurteil aus. Im Laufe des Jahres 2023 tauchten Berichte auf, wonach die Republik Malediven die Einführung der Todesstrafe zur Bestrafung von Drogendelikten in Betracht ziehe. Der Staat scheint sich von dieser Maßnahme zu erhoffen, der Drogenkriminalität etwas entgegensetzen und die Menschen vor den von Drogen ausgehenden Gefahren schützen zu können. Es gibt jedoch keine überzeugenden Beweise für die Behauptung, die Todesstrafe habe eine einzigartige abschreckende Wirkung auf Kriminalität wie Drogenkonsum und -handel. Eine wirksame Drogenkontrollpolitik sollte sich nach Auffassung von Amnesty International nicht auf die Todesstrafe fokussieren, sondern vielmehr die Ursachen bekämpfen, die Menschen dazu bringen, sich auf den Drogenmarkt zu begeben, darunter Armut, Arbeitslosigkeit, Ausgrenzung und Drogenabhängigkeit.
Im August 2024 erklärte Ali Ihusaan, Minister für Innere Sicherheit und Technologie, sein Ministerium habe dem Generalstaatsanwalt einen Entwurf für Gesetzesänderungen zur Einführung der Todesstrafe für Drogenhandel übermittelt. Nach parlamentarischen Beratungen wird nun „Nägel mit Köpfen“ gemacht: Am 30. Juli 2025 gab Dr. Mohamed Muizzu, Präsident der Republik Malediven, eine Erklärung heraus, in der er bekannt gab, dass er Gesetzesänderungen zur Einführung der Todesstrafe für Drogenschmuggel oder -handel angeordnet habe. Amnesty International betrachtet diese Entwicklung mit Sorge, zumal es bereits seit 2014 in dem Land ‒ wie regierungsnahe Quellen bestätigten ‒ Bestrebungen gibt, den Hinrichtungsstopp zu beenden und die Todesstrafe wieder zu vollstrecken.
Die Einführung der Todesstrafe für Drogendelikte würde zu einer weiteren Verschlechterung der ohnehin schon alarmierenden Menschenrechtsbilanz der Malediven führen. Das süd-asiatische Land missachtet mit diesem Schritt zudem eklatant das Völkerrecht und die internationalen Standards, die es untersagen, den Anwendungsbereich der Todesstrafe auszuweiten und die die Todesstrafe auf die Ahndung „schwerster Verbrechen“ beschränken. Das sind ausschließlich Straftaten, die mit einer vorsätzlichen Tötung einhergehen, keineswegs jedoch Drogendelikte. Die Malediven sind Vertragsstaat des Internationalen Pakts über bürgerliche und politische Rechte, der entsprechende Bestimmungen enthält.
Die Malediven würden sich mit dieser Strafrechtsänderung auch gegen regionale und globale Trends stellen, die sich dadurch auszeichnen, die Todesstrafe vollständig abzuschaffen, wie dies bereits 113 Staaten weltweit getan haben. Mehrere Länder, die zwar noch an der Todesstrafe festhalten, haben in jüngster Zeit sehr bewusst die Todesstrafe für Drogendelikte gestrichen. Amnesty International fordert deshalb die Regierung wie das Parlament der Malediven dringend auf, von diesen geplanten Strafrechtsverschärfungen Abstand zu nehmen, alle bestehenden Todesurteile umzuwandeln und unverzüglich Schritte zu unternehmen, um diese grausame Strafe abzuschaffen. Seit über 60 Jahren hält die Regierung des Inselstaats ein Moratorium für die Vollstreckung der Todesstrafe ein. Die Malediven sind ergo optimal aufgestellt, um sich dem globalen Trend und der Mehrheit der Länder anzuschließen, nämlich die Todesstrafe vollständig zu beseitigen.
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Unter diesem [Link] finden Sie eine öffentliche Erklärung (in englischer Sprache), die Amnesty International gemeinsam mit acht weiteren Organisationen veröffentlicht hat. Darin fordert das Bündnis, die Todesstrafe auf den Malediven ein für alle Male zu beenden. Das Statement legt ferner dar, warum die Todesstrafe ein völlig ungeeignetes Instrument ist, der Drogenkriminalität den Kampf anzusagen.