„Cities for Life – Städte gegen die Todesstrafe“ ist ein internationaler und europäischer Tag gegen die Todesstrafe. Er wird jedes Jahr am 30. November begangen und richtet sich gegen diese ultimative Strafe. Der Aktionstag wird seit 2002 von der in Rom ansässigen christlichen Laiengemeinschaft Sant’Egidio mit Unterstützung der Weltkoalition gegen die Todesstrafe (World Coalition against the Death Penalty − WCADP) organisiert. Die WCADP ist eine internationale Dachorganisation, die sich die Abschaffung der Todesstrafe zum Ziel gesetzt hat. Amnesty International zählt zu den Gründern und ist eines ihrer führenden Mitglieder. Die Weltkoalition umfasst inzwischen über 150 Mitgliedsorganisationen.
In Deutschland beteiligen sich fast 300 Städte und Gemeinden, die der Initiative „Cities for Life“ beigetreten sind. Unterschiedliche Öffentlichkeitsaktionen werden dabei am 30. November gestaltet, oftmals gemeinsam mit örtlichen Amnesty-Gruppen. Als markantes Zeichen für die Ablehnung der Todesstrafe lassen an diesem Tag viele Städte ein prominentes Gebäude ihrer Gemeinde (z. B. ein historisches Stadttor, das Rathaus, eine Kirche) in besonderer Weise farbig anleuchten. Das Datum des Aktionstags am 30. November erinnert an den 30. November 1786. An diesem Tag hatte das damalige Großherzogtum Toskana als erster Staat überhaupt die Todesstrafe abgeschafft.
Ziel des Aktionstags ist es, das Bewusstsein für die Anwendung der Todesstrafe zu schärfen, Aktivitäten gegen diese Strafe zu unterstützen und Maßnahmen zu ergreifen, um dem „Endziel“ näher zu kommen: Die weltweite Abschaffung der Todesstrafe.
Die Todesstrafe befindet sich seit Jahren auf dem Rückzug. Insgesamt 144 von den knapp 200 Staaten der Erde haben die Todesstrafe entweder abgeschafft oder wenden sie derzeit nicht mehr an. Das bedeutet, dass mittlerweile mehr als zwei Drittel aller Staaten rund um den Erdball diese grausame, unmenschliche und weitgehend wirkungslose Strafe nicht mehr praktizieren. Dennoch sterben mutmaßlich mehrere tausend Menschen jährlich, weil sie zum Tode verurteilt wurden. Sie werden erhängt, erschossen, enthauptet, vergast oder vergiftet. Noch immer leben zwei Drittel der Weltbevölkerung in Staaten, die Todesurteile verhängen und vollstrecken können. Und dies, obwohl längst klar ist, dass die Todesstrafe mit grundlegenden Menschenrechten unvereinbar ist. Eine Exekution ist eine vorsätzliche Tötung eines Menschen durch den Staat und somit wie Folter eine Grenzüberschreitung. Hinzu kommt, dass die Todesstrafe unverhältnismäßig häufig Menschen aus marginalisierten Gruppen oder Angehörige von Minderheiten trifft. Einige Staaten verurteilen sogar Menschen mit geistiger Behinderung oder zum Tatzeitpunkt Minderjähre zum Tode. Und immer wieder erhält Amnesty International Berichte, dass Todesurteile auch nach unfairen Prozessen verhängt werden, oder aus politischen Gründen.
Amnesty International betrachtet daher die Todesstrafe als einen nicht zu rechtfertigenden Eingriff des Staates in die unverletzlichen Rechte des Individuums. Deshalb wendet sich Amnesty in allen Fällen vorbehaltlos gegen diese Strafe – ohne Ausnahme und unabhängig davon, welche Straftat jemand begangen hat, was die Täterin oder der Täter für ein Mensch ist oder welche Hinrichtungsmethode zur Anwendung kommt.
Verbrechen müssen geahndet werden, keine Frage. Doch Strafen dürfen nie Leben und Würde des Menschen antasten. Es gibt keinen Beweis dafür, dass die Todesstrafe eine stärkere Abschreckungswirkung hat als eine langjährige Haftstrafe. In Kanada – um nur ein Beispiel zu nennen – ist die Mordrate seit der Abschaffung der Todesstrafe gesunken. Das Risiko, Unschuldige hinzurichten, ist nie auszuschließen. Die Todesstrafe wird von Justizsystemen verhängt und vollstreckt, die nicht gegen Diskriminierung, Irrtümer und Missbrauch gefeit sind. Es ist unbestreitbar, dass die Todesstrafe weder Einzelpersonen schützt noch Gesellschaften sicherer macht, sondern die Menschenwürde bedroht und soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten verschärft, indem sie verarmte und marginalisierte Gruppen überproportional trifft. Um wirksame und nachhaltige Lösungen zu finden, müssen die Sorgen der Bürger*innen ernst genommen werden, müssen die Ursachen von Kriminalität und Gewalt angegangen und Konflikte gelöst werden. Anlässlich von „Cities for Life – Städte gegen die Todesstrafe“ bekräftigt Amnesty International erneut entschieden ihre klare Haltung gegen die Todesstrafe, zu jeder Zeit, an jedem Ort und unter allen Umständen.
Was könnt ihr tun?
Es gibt derzeit in den afrikanischen Staaten Gambia, Kenia und Zimbabwe konkrete Bestrebungen zur Abschaffung der Todesstrafe. Diese Länder verdienen und brauchen unsere Unterstützung.
Appellbriefe könnt ihr [hier] ♦ [hier] ♦ [hier] downloaden. Einfach unterschreiben, Absender angeben, frankieren und abschicken.
Mehr dazu
• Zahlen und Fakten zum Thema Todesstrafe [hier].