Die heimliche Hinrichtung des Meisterringers Navid Afkari am 12. September 2020 ist eine schreckliche Verhöhnung der Justiz, die unverzüglich internationale Aktionen verlangt. Der Mann hatte einen überaus unfairen Prozess. Jetzt wurden weder er noch seine Familie oder der Anwalt von der drohenden Hinrichtung in Kenntnis gesetzt.
„Navid Afkari war ein junger Mann mit einer hoffnungsvollen Zukunft. Die Hinrichtung ist eine völlige Missachtung der Rechtsprinzipien und zeigt die ganze Grausamkeit der Todesstrafe. Eine Reihe von Richtern verschiedener Gerichte nutzten ‚Geständnisse‘, die unter Folter erlangt wurden, und sie gingen nicht seinen Beschwerden über die erlittene Folter nach“, sagte Diana Eltahawy, stellvertretende Regionaldirektorin von Amnesty International für den Nahen Osten und Nordafrika.
Vor seiner geheimen Exekution war der 27jährige Navid Afkari schrecklichen Verletzungen der Menschenrechte ausgesetzt. Er wurde unter Gewaltanwendung verschleppt, gefoltert und misshandelt, was zu dem erzwungenen „Geständnis“ führte, das er sofort widerrief. Der Zugang zu einem Verteidiger wurde ihm verweigert, vorenthalten wurden ihm auch die üblichen Rechte eines Angeklagten.
„Dieser junge Mann suchte verzweifelt die Hilfe des Gerichtes, um ein faires Verfahren zu bekommen und um seine Unschuld zu beweisen. In einem Mitschnitt seiner Verhandlung hört man, wie er mit schwacher Stimme an die Richter appelliert, seinen Foltervorwürfen nachzugehen und einen anderen Gefangenen zu verhören, der Zeuge seiner Misshandlungen gewesen war. Das wurde entgegen den Vorschriften und mit Grausamkeit ignoriert“, sagte Diana Eltahawy.
Vor seiner Hinrichtung hörte man ihn auf einer anderen Aufnahme aus dem Gefängnis sagen: „Falls ich hingerichtet werde, sollt ihr alle wissen, dass ein unschuldiger Mensch exekutiert wurde, der sich vor Gericht abmühte, gehört zu werden.“
Was war geschehen?
Die Behörden in Iran hatten dem Sportler vorgeworfen, im November 2018 am Rande einer Demonstration in der Stadt Schiras (Südiran) einen Sicherheitsmann mit einem Messer getötet zu haben. Zwei seiner Brüder erhielten als Mittäter wegen „Beihilfe zum Mord“ hohe Haftstrafen von 54 und 27 Jahren.
„In Iran herrscht (für ein solches Vorgehen eines Gerichtes) Straflosigkeit. Wir fordern die Menschenrechtsabteilungen der UN und der EU auf, strenge Maßnahmen zu ergreifen und in Iran zu intervenieren“, sagte Diana Eltahawy. „Wir verurteilen die Anwendung der Todesstrafe durch die iranischen Behörden. So hat Iran den beschämenden Ruf, einer der schlimmsten Henkerstaaten der Welt zu sein. Es gibt keine Rechtfertigung für die Todesstrafe. Sie ist die die äußerste Form grausamer, unmenschlicher und erniedrigender Strafen. Wir fordern die iranischen Behörden auf, die Todesstrafe abzuschaffen.“
Amnesty bezeichnete das Gerichtsverfahren als eine „Travestie der Gerechtigkeit. Sportler und Politiker auf der ganzen Welt baten die Regierung in Teheran um Gnade für Afkaris Leben. – Vergebens. Das Auswärtige Amt in Berlin zeigte sich “entsetzt”, dass das Todesurteil “trotz internationaler Proteste und Bitten um Aussetzung” vollstreckt wurde, sagte eine Sprecherin des Ministeriums am 14. September. Die Bundesregierung hatte mehrmals auf hoher diplomatischer Ebene zugunsten von Navid Afkari interveniert.
Der Text basiert auf der leicht gekürzten Übersetzung einer Eilmeldung von Amnesty International vom 12. September 2020. Es gilt das englische Original.