Iran: Wegen Trinkens von Alkohol hingerichtet!

Nach Mitteilung der Justiz wurde am 8. Juli 2020 in Maschhad, der zweitgrößten Stadt Irans, ein Mann hingerichtet, der mehrmals wegen des Trinkens von Alkohol verurteilt worden war. Das gab Diana Eltahawy, stellvertretende Regionaldirektorin von Amnesty International für den Nahen Osten und Afrika, bekannt.

„Die iranischen Behörden haben erneut die äußerste Grausamkeit und Unmenschlichkeit ihres Justizsystems offenbart, indem sie den Mann alleine wegen des Trinkens von Alkohol hinrichteten. Wir verurteilen die häufige Anwendung der Todesstrafe. Iran hatte immerhin im vergangenen Jahr die zweithöchste Anzahl an Exekutionen in der Welt. Für die Verhängung und Vollstreckung der Todesstrafe gibt es keine Rechtsfertigung. Sie ist die äußerste Form grausamer, unmenschlicher und erniedrigender Bestrafung. Wir fordern die iranischen Behörden zu ihrer Abschaffung auf.“

Nach iranischem Strafgesetzbuch wird der Konsum alkoholischer Getränke mit 80 Peitschenhieben bestraft. Wenn eine Person wegen dieses Delikts dreimal bestraft wurde, lautet das Urteil beim nächsten Mal Tod durch den Strang. Es handelt sich dabei um ein gewaltfreies Delikt, das nicht die Schwelle der „schwersten Verbrechen“ erreicht, auf die die Anwendung der Todesstrafe nach Völkerrecht und internationalen Rechtsstandards beschränkt sein muss.

Der Name des 55-jährigen Opfers lautet Mortaza Jamali, so berichten die unabhängigen und sozialen Medien. Im Moment liegen Amnesty International keine weiteren Informationen über Einzelheiten seines Prozesses und seiner Verurteilung vor. Als Reaktion auf die Empörung in der Öffentlichkeit angesichts dieser Hinrichtung gab die Justizabteilung in der Provinz Razavi-Khorasan eine offizielle Mitteilung heraus. Darin wird über frühere Straftaten des Mannes berichtet, die aber nicht im Zusammenhang mit dem Todesurteil standen. So sollte offenbar die Hinrichtung „gerechtfertigt“ werden.

Amnesty International wendet sich in allen Fällen gegen die Todesstrafe und das ohne Wertung der Umstände der Tat, der Schuld oder sonstiger Eigenschaften der betreffenden Person oder auch der Art und Ausführung der Strafe. 2019 stellte Amnesty in Iran mindestens 251 Hinrichtungen fest.

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Einen Bericht in englischer Sprache findest du hier.

Amnesty International, Koordinationsgruppe gegen die Todesstrafe, Übertragung aus dem Englischen von der Amnesty-Koordinationsgruppe Iran. Es gilt das englische Original.