Erneut hat Amnesty International den jährlichen Bericht zur Todesstrafe auf der Welt vorgestellt. Auch wenn abermals ein leichter Rückgang an Hinrichtungen zu verzeichnen ist, wird der globale Trend zur Abschaffung in 2019 massiv getrübt.
Die Todesstrafe ist mit grundlegenden Menschenrechten unvereinbar und für die Verbrechensbekämpfung weder notwendig noch nützlich. Dennoch hält eine Minderheit an Staaten stoisch an ihr fest, die “Hardliner” unter ihnen sind für das Gros an Hinrichtungen und Todesurteilen verantwortlich. In 2019 wurden mindestens 657 Hinrichtungen in 20 Ländern verzeichnet. Das entspricht einem Rückgang um 5 Prozent im Vergleich zu 2018. Die Zahl markiert den niedrigsten Wert seit mindestens einem Jahrzehnt.
Die Länder mit den meisten Hinrichtungen sind
- China (Tausende)
- Iran (>251)
- Saudi-Arabien (184)
- Irak (>100)
- Ägypten (>32)
China ausgenommen, sind damit vier Länder für 86 Prozent aller dokumentierten Hinrichtungen verantwortlich.
Auch die Zahl der neuen Todesurteile ging zurück, von mindestens 2.531 in 54 Ländern (2018) auf mindestens 2.307 in 56 Ländern (2019). Es ist jedoch davon auszugehen, dass diese Zahl sehr viel höher läge, hätten Malaysia, Nigeria und Sri Lanka zuverlässige Zahlen zur Verfügung gestellt. Denn aus diesen Ländern wurde in den vergangenen Jahren stets eine hohe Zahl von Todesstrafen berichtet.
Die Welt kehrt der Todesstrafe mehr und mehr den Rücken. Das zeigen einige positive Entwicklungen, beispielsweise in den USA. Kalifornien, der Bundesstaat mit der größten Todestraktpopulation, verabschiedete ein offizielles Hinrichtungsmoratorium und New Hampshire wurde der 21. Bundesstaat, der die Todesstrafe im Gesetz abschaffte. Barbados verbannte zumindest die zwingende Todesstrafe aus dem Gesetzbuch. Außerdem gab es weltweit Umwandlungen von Todesurteilen und Begnadigungen in 24 Ländern.
Gegenläufige Entwicklungen waren jedoch u. a. aus folgenden Ländern zu vermelden:
- In Irak wurden beinahe doppelt so viele Menschen hingerichtet wie im Vorjahr (mind. 52 in 2018, mind. 100 in 2019).
- In Saudi-Arabien stieg die Zahl der Hinrichtungen von 149 auf 184, die höchste von Amnesty International verzeichnete Zahl seit dem Jahr 2000.
- Seit der Unabhängigkeit in 2011 wurden in Südsudan nicht mehr so viele Menschen hingerichtet wie in 2019 (mind. 11).
- Auch in Jemen stieg die Zahl der Hinrichtungen an – von mindestens 4 (2018) auf 7 (2019).
- Bangladesch und Bahrain richteten wieder hin, obwohl sie dies in 2018 nicht getan hatten.
Dieses gemischte Bild zeigt erneut, wie wichtig es ist, den Kampf gegen die Todesstrafe fortzusetzen. Die positiven Beispiele machen Mut, dass eine Welt ohne Todesstrafe möglich ist.
Amnesty International wendet sich in ausnahmslos jedem Fall gegen die Todesstrafe, unabhängig von der Art und den Umständen des Verbrechens, der Schuld, Unschuld oder anderen Eigenschaften der Person oder der Methode, derer sich ein Staat bedient, um Hinrichtungen durchzuführen.
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♦ Interaktive Karte zur Todesstrafe weltweit 2008 – 2019 (englisch) [Karte]