Japan: Todesstrafe für Anschlag

Insgesamt 13 Mitglieder der neureligiösen Gruppierung Aum Shinrikyo (Aum) sind in Japan ohne Vorankündigung durch den Strang hingerichtet worden. Die Urteilsvollstreckungen fanden in zwei Wellen am 6. und 26. Juli 2018 statt. Unter den Hingerichteten befand sich auch der „Guru“ der Sekte, Chizuo Matsumoto. Amnesty International verurteilt die Exekutionen und ist der Überzeugung, dass sie keine Gerechtigkeit schaffen.

Die 13 Hingerichteten waren für ihre Beteiligung am Giftgasattentat auf die Tokioter U-Bahn im Jahr 1995 und an anderen illegalen Aktivitäten zum Tode verurteilt worden. Der U-Bahn-Anschlag tötete 13 Personen. Darüber hinaus gab es mehr als 6.000 Verletzte, die unter den Auswirkungen des Nervengases Sarin leiden.

„Die Hinrichtungen sind beispiellos für die jüngere Entwicklung in Japan. Die Anschläge, die von Aum verübt wurden, waren verabscheuungswürdig und die Verantwortlichen verdienen es, bestraft zu werden. Die Todesstrafe ist jedoch niemals die Antwort“, so Hiroka Shoji, Ostasien Researcherin bei Amnesty International anlässlich der Hinrichtung des Sektengründers und sechs seiner Anhänger am 6. Juli.

„Gerechtigkeit verlangt die Übernahme von Verantwortung, aber auch den Respekt für die Menschenrechte eines jeden. Die Todesstrafe kann dies niemals erfüllen, da sie die äußerte Ablehnung der Menschenrechte ist. Dieser Hinrichtungsrausch, bei dem innerhalb weniger Wochen 13 Menschen exekutiert wurden, macht die japanische Gesellschaft nicht sicherer. Die Hinrichtungen geben auch keine Antwort auf die Frage, warum sich Menschen zu einem charismatischen Guru mit gefährlichen Ansichten hingezogen fühlten.“

Die 13 Hinrichtungen fanden in Gefängnissen in ganz Japan statt. Bei einigen der Gehängten standen noch Anträge auf Wiederaufnahmeverfahren aus. Damit wurden erstmals seit dem Jahr 2008 binnen Jahresfrist wieder mehr als zehn Menschen in Japan hingerichtet.

Im März 2018 lehnte Japan Empfehlungen zur Reform des Todesstrafensystems des Landes ab. Die Empfehlungen wurden von anderen Staaten im Rahmen einer formalen Überprüfung der Menschenrechte in Japan bei den Vereinten Nationen vorgebracht.

„Anstatt die Behauptung zu wiederholen, dass Hinrichtungen unausweichlich sind, weil die Öffentlichkeit diese fordert, muss die japanische Regierung Führung beim Thema Menschenrechte zeigen“, so Hiroka Shoji.

Amnesty International lehnt die Todesstrafe in allen Fällen ohne Ausnahme ab und setzt sich seit über 40 Jahren für ihre Abschaffung ein.

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Amnesty International, Koordinationsgruppe gegen die Todesstrafe, 26. Juli 2018