Keine Anzeichen der japanischen Behörden, von der Todesstrafe abzulassen: Erneut ist ein Gefangener exekutiert worden. Damit stieg die Gesamtzahl der Hinrichtungen unter der Regierung von Ministerpräsident Shinzo Abe auf 17.
In den frühen Morgenstunden am Freitag, 11. November, wurde in einer Haftanstalt in Fukuoka ein 45-Jähriger gehängt, der für schuldig befunden worden war, zwei Frauen 2004 und 2011 ermordet und ausgeraubt zu haben. Es war die dritte Hinrichtung in Japan in diesem Jahr. Das Land ist eine der wenigen Industrienationen mit der Todesstrafe. Fast 130 Gefangene sind derzeit dort vom Vollzug der Todesstrafe bedroht.
Erst vor einen Monat hatte der Bund der japanischen Anwaltskammern ein Ende der Todesstrafe in dem ostasiatischen Staat verlangt. Zur Begründung führte der Verband der Rechtsanwälte auch das Risiko von Fehlurteilen und das Fehlen von Beweisen an, dass die Todesstrafe Verbrechen reduziert.
„Anstatt weitere Todesurteile zu unterzeichnen, sollte Justizminister Katsutoshi Kaneda auf die vielen Stimmen hören, die sich gegen die Todesstrafe aussprechen, so die Vereinten Nationen und die angesehenen japanischen Rechtsanwälte, und sich an die Arbeit machen, die Todesstrafe in Japan zu beenden“, empfiehlt Hiroka Shoji, Ostasien-Expertin bei Amnesty International.
Todestraktinsassen in Japan werden erst wenige Stunden vorher über ihre bevorstehende Hinrichtung informiert, die im Geheimen stattfindet. Für Gefangene, die keine Aussicht auf Begnadigung mehr haben, bedeutet dies, dass sie zu jedem Zeitpunkt, den sie in der Todeszelle verbringen, mit ihrer Hinrichtung rechnen müssen. Die dauernde Angst, dass es jeden Tag soweit sein könnte, treibt viele Todeskandidaten in den Wahnsinn. Die Angehörigen werden erst im Nachhinein von der Vollstreckung des Todesurteils informiert.
„Auch die Geheimniskrämerei bei Hinrichtungen kann nicht verbergen, dass sich Japan auf der falschen Seite der Geschichte befindet, wenn es um die Todesstrafe geht“, sagte Hiroka Shoji.
Amnesty International, Koordinationsgruppe gegen die Todesstrafe, 11. November 2016