Am 24. Juni hat der Oberste Gerichtshof der Malediven den Schuldspruch und das Todesurteil gegen einen 22-Jährigen bestätigt, dem vorgeworfen wird, im Jahr 2012 einen Abgeordneten ermordet zu haben. Es herrschen große Zweifel, dass er ein faires Gerichtsverfahren erhalten hat. Seine Familie gibt zudem an, dass er an einer geistigen Beeinträchtigung leidet, ohne dass dies von den Behörden untersucht worden wäre.
Die Regierung unter Präsident Abdullah Yameen hat angekündigt, alle Todestraktinsassen innerhalb von 30 Tagen nach Bestätigung der Urteile durch den Obersten Gerichtshof hinrichten zu lassen. Dem jungen Mann droht demzufolge unmittelbar die Hinrichtung. Sollte sein Todesurteil vollstreckt werden, wäre dies die erste Hinrichtung seit mehr als 60 Jahren auf den Malediven.
Bereits 2014 unternahm die Regierung erste Schritte, um die Vollstreckung von Todesurteilen wieder aufzunehmen, indem sie Richtlinien erließ, um die Giftspritze als Hinrichtungsmethode festzulegen, und dem Präsidenten die Macht, Begnadigungen auszusprechen, entzog. Eine Wiederaufnahme der Vollstreckung der Todesstrafe würde einen großen Rückschritt für die Menschenrechte auf den Malediven bedeuten und einem weltweiten Trend zuwiderlaufen – bis heute haben 140 Länder die Todesstrafe per Gesetz oder in der Praxis abgeschafft. Aus Protest gegen die Todesstrafenpolitik ihres Landes erklärte am 5. Juli 2016 Außenministerin Dhunya Maumoon ihren Rücktritt.
Laut Angaben der Strafvollzugsbehörde der Malediven befinden sich derzeit 17 Personen im Todestrakt. Mindestens fünf von ihnen waren zur Zeit der ihnen vorgeworfenen Straftaten minderjährig. In zwei Fällen, in denen die Angeklagten wegen Mordes zum Tode verurteilt wurden, wird in Kürze die Entscheidung des Obersten Grichtshofs der Malediven erwartet. Sollte die Urteile bestätigt werden, würden weitere Hinrichtungen drohen.
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Gemeinsames [Statement] von 25 Nichtregierungsorganisationen gegen die mögliche Wiederaufnahme von Hinrichtungen.
Was können Sie tun? Schicken Sie bitte mit zwei Klicks aus Ihrem E-Mail-Programm einen [Online-Appell] an die Außenministerin des Landes. Fordern Sie sie auf, alle Pläne zur Wiederaufnahme von Hinrichtungen zu stoppen und ein offizielles Hinrichtungsmoratorium zu erlassen mit dem Ziel, die Todesstrafe vollständig abzuschaffen.
Amnesty International, Koordinationsgruppe gegen die Todesstrafe, 17. Juli 2016