Im US-Bundesstaat Nebraska hat die Aufhebung der Todesstrafe ihre letzte Hürde genommen: Am 20. Mai 2015 stimmte der Gesetzgeber einem Gesetzentwurf zur Abschaffung der Todesstrafe mit 32 zu 15 Stimmen zu. Die Todesstrafe soll in Mordfällen künftig durch lebenslange Haft ersetzt werden. Mit dieser deutlichen Unterstützung haben die Gegner der Todesstrafe genügend Stimmen, um das angekündigte Veto des republikanischen Gouverneurs Pete Ricketts zu parieren.
Der im Mittleren Westen gelegene Bundesstaat hatte mit seiner Gesetzesinitiative zur Überwindung der Todesstrafe auch Unterstützer aus dem Lager der Republikaner gefunden. Maßgeblich für das Vorhaben waren zum einen die hohen Kosten der Todesstrafe und zum anderen die Schwierigkeiten bei der Beschaffung der Wirkstoffe für die Giftspritze. Seit Dezember 2013 ist der Vorrat des Narkosemittels Thiopental in Nebraska aufgebraucht. Nachschubprobleme hatten den Vollzug der Todesstrafe de facto zum Erliegen gebracht. Pharmafirmen weigern sich seit längerem, Medikamente zu verkaufen, wenn sie zu Hinrichtungszwecken eingesetzt werden sollen.
Nebraska hatte zuletzt im Jahr 1997 jemanden hingerichtet. Elf Männer sitzen dort aktuell noch in der Todeszelle. Ihre Todesurteile werden nun umgewandelt. Nebraska ist der sechste US-Bundesstaat, der sich seit dem Jahr 2000 von der Todesstrafe trennt. Bislang haben 19 der 50 US-Bundesstaaten die Todesstrafe abgeschafft. Elf weitere Staaten verzichten zudem auf Hinrichtungen, ohne das Gesetz offiziell außer Kraft gesetzt zu haben.
Amnesty International, Koordinationsgruppe gegen die Todesstrafe, 21. Mai 2015