Siti Zainab Binti Duhri Rupa ist am Morgen des 14. Aprils in Medina, Saudi-Arabien, hingerichtet worden. Die indonesische Staatsangehörige hinterlässt zwei Kinder.
Siti Zainab Binti Duhri Rupa kam 1998 als Arbeitsmigrantin nach Saudi-Arabien. Sie gestand während eines Polizeiverhörs, im November 1999 ihre Arbeitgeberin erstochen zu haben. In den Verhören sagte sie aus, dass sie von ihrer Arbeitgeberin seit Beginn der Beschäftigung misshandelt worden sei. Vor ihrer Festnahme hatte sie zwei Briefe verschickt, in denen sie berichtete, dass ihre Arbeitgeberin und deren Sohn sich ihr gegenüber grausam verhalten hatten. Bei den Ermittlungen hatte die Polizei den Eindruck, dass Siti Rupa unter einer psychischen Krankheit litt. Zu jener Zeit, als sie ihr „Geständnis“ ablegte, konnte sie nicht die Botschaft ihres Landes kontaktieren. Später, während ihrer Untersuchungshaft und während ihres Gerichtsverfahrens, hatte sie außerdem weder Zugang zu einem Rechtsbeistand noch zu einem Dolmetscher, obwohl sie des Arabischen nicht mächtig war. Sie wurde dennoch zum Tode verurteilt.
Die Anfang 40-Jährige war seit 1999 im Gefängnis von Medina inhaftiert. Amnesty International hatte sich seit langem für die Umwandlung des Todesurteils gegen Siti Rupa eingesetzt. Es steht im Widerspruch zu einer Resolution der Vereinten Nationen, dass „niemand, der an einer psychischen Krankheit leidet, zum Tode verurteilt oder hingerichtet werden darf“. Es gab außerdem große Zweifel an der Glaubwürdigkeit ihres angeblichen Geständnisses.
Im November 2001 gab die saudi-arabische Regierung bekannt, dass Siti Rupas Urteil vom Kind ihrer Arbeitgeberin aufgehoben werden könne. Die Scharia-Gesetzgebung legt fest, dass die Erben des Mordopfers das Recht haben, den Täter oder die Täterin entweder bedingungslos oder nach Zahlung einer Entschädigung zu begnadigen oder aber die Hinrichtung nach qisas (Vergeltung) zu fordern. Siti Rupa musste mehr als 15 Jahre warten, bis das jüngste Kind des Mordopfers volljährig wurde und über ihr Schicksal entscheiden konnte.
Saudi-Arabien zählt zu den fünf Staaten, die weltweit für die meisten Hinrichtungen verantwortlich sind. In diesem Jahr hat Saudi-Arabien bereits mindestens 60 Menschen hingerichtet, die meisten von ihnen durch Enthauptung. Dies ist ein schockierender Anstieg gegenüber 2014, als Amnesty International während des ganzen Jahres mindestens 90 Hinrichtungen registrierte.
Amnesty International, Koordinationsgruppe gegen die Todesstrafe, 16. April 2015