Vor ein paar Wochen, am 13. Februar 2015, hat sich Fidschi, ein Inselstaat im Südpazifik nördlich von Neuseeland, der Reihe von Ländern angeschlossen, die die Todesstrafe für alle Verbrechen abgeschafft haben. Damit setzt sich der weltweite Trend zur Überwindung der Todesstrafe fort. Es gibt jetzt 99 Länder, die die grausamste und unmenschlichste Strafe völlig aus ihren Gesetzen gestrichen haben. Das ist exakt die Hälfte aller Staaten weltweit.
Der historische Meilenstein von 100 Ländern ohne Todesstrafe ist bereits in greifbare Nähe gerückt, denn auch die Parlamente in Suriname (Südamerika) und Madagaskar (Südostafrika) haben vor kurzem Gesetze zur Abschaffung der Todesstrafe verabschiedet. Was in beiden Ländern noch aussteht, ist die Unterzeichnung der Gesetzentwürfe durch die Präsidenten.
Hinrichtungen wurden zuletzt in Fidschi im Jahr 1964 durchgeführt, in Madagaskar 1958 und in Suriname 1982. Amnesty International hofft, dass weitere Staaten in der pazifischen Region dem Beispiel Fidschis folgen werden. In der Weltregion Pazifik halten die Staaten Nauru und Tonga zwar an der Todesstrafe im Gesetz fest, haben aber in der Praxis seit mehr als einem Jahrzehnt niemanden mehr exekutiert. Auch Papua-Neuguinea hat seit dem Jahr 1950 keine Hinrichtung mehr vorgenommen und somit die Todesstrafe in der Praxis abgeschafft. Es ist gleichwohl das einzige Land in der pazifischen Region, das derzeit erwägt, Hinrichtungen wieder aufzunehmen.
Suriname und Guyana sind die einzigen Länder in Südamerika, die noch die Todesstrafe für gewöhnliche Straftaten beibehalten. Surinames Abschaffung würde die Zahl der Länder ohne Todesstrafe in Nord- und Südamerika auf 16 bringen.
Sechzehn Länder in Afrika südlich der Sahara haben die Todesstrafe vollständig abgeschafft. Die Nationalversammlung Madagaskars hat am 10. Dezember 2014 für ein Gesetz zur Abschaffung der Todesstrafe gestimmt. Amnesty International weiß, dass das Gesetz nur noch der Unterschrift des Präsidenten bedarf, um in Kraft zu treten. Mehrere andere Länder in Afrika südlich der Sahara erwägen ebenfalls die Abschaffung der Todesstrafe. So hat die Regierung des Tschads im Jahr 2014 einen Gesetzesvorschlag zur Abschaffung der Todesstrafe erarbeitet, der nun auf die parlamentarische Beratung wartet. Auch Sierra Leone kündigte im Jahr 2014 an, die Todesstrafe beenden zu wollen.
Staaten in Asien wie Indonesien und Pakistan, die in jüngster Zeit Hinrichtungen wieder aufgenommen haben, stehen mit dieser Praxis klar im Widerspruch zu internationalen Menschenrechtsnormen und haben zu Recht weltweite Kritik auf sich gezogen. Indonesien wie Pakistan sollten der Entwicklung in anderen Ländern Aufmerksamkeit schenken und bedenken, dass Länder, die an der Todesstrafe festhalten und sie anwenden zunehmend zu einer isolierten Minderheit in einer Welt werden, die mehrheitlich die Todesstrafe ablehnt.
Amnesty International, Koordinationsgruppe gegen die Todesstrafe, 16. März 2015