Oklahoma: Hinrichtungsstopp nach “verpfuschter” Exekution

Im US-Bundesstaat Oklahoma sollte am Dienstagabend, 29. April, der 38 Jahre alte Mörder Clayton D. Lockett mit der Giftspritze exekutiert werden. Doch bei der Injektion eines der drei verschiedenen Gifte platze ein Blutgefäß, die Infusion kam zum Erliegen. Lockett blieb bei Bewusstsein und rang fast eine dreiviertel Stunde qualvoll mit dem Tod. Ein Arzt entschied, die Hinrichtung abzubrechen. Der Delinquent starb schließlich an einem Herzinfarkt.

Locketts Anwälte erhoben schwere Vorwürfe gegen die Strafvollzugsbehörden. Diese suspendierten nach der “missglückten” Exekution zunächst für zwei Wochen alle weiteren Hinrichtungen. Die Gouverneurin von Oklahoma, Mary Fallin, gab eine Untersuchung des Vorfalls in Auftrag. Das höchste Berufungsgericht von Oklahoma ordnete schließlich einen Hinrichtungsstopp für ein halbes Jahr an und verfügte, dass der Bundesstaat die Richter über den Fortgang der unabhängigen Ermittlungen zu der Hinrichtung Locketts informieren müsse.

Streitpunkt sind auch in diesem Fall die Hinrichtungsstoffe. Oklahoma hat wie mehrere andere Bundesstaaten Schwierigkeiten, die für die Giftspritze benötigten todbringenden Mittel zu beschaffen, weil europäische Pharma-Firmen keine Medikamente mehr für Hinrichtungen exportieren. Wegen dieser Engpässe greifen deshalb die Gefängnisbehörden auf alternative Giftstoffe zurück, die nie zuvor zum Einsatz gekommen sind oder die von nicht bundesweit zertifizierten Herstellern stammen. Einige Exekutionen mussten daher in den vergangenen Monaten in den USA wegen Rechtsstreits über die Zusammensetzung der Giftspritze aufgeschoben werden.

Die Justizbehörden in Oklahoma hätten eigentlich gewarnt sein müssen: Der Bundesstaat Ohio richtete im Januar 2014 einen Gefangenen ebenfalls mit einem bis dahin noch nie in den USA ausprobierten Giftmix hin. Die Vollstreckung mündete in einen langen und qualvollen Todeskampf.

“Die ‘verpfuschte’ Hinrichtung der Letzten Nacht in Oklahoma macht einmal mehr deutlich, warum die Behörden in den USA ein sofortiges Moratorium für Hinrichtungen verfügen sollten”, kommentierte ein Sprecher von Amnesty International. Er bekräftigte, dass es für die USA unausweichlich sei, an der Abschaffung dieser grausamen Strafe zu arbeiten.

Amnesty International, Koordinationsgruppe gegen die Todesstrafe, 9. Mai 2014