Am 12. Dezember sind erneut zwei zum Tode verurteilte Gefangene in Tokio zum Galgen geführt und gehängt worden. Bei den Hingerichteten handelt es sich um einen 63-Jährigen, der des zweifachen Raubmords überführt worden war. Der andere Delinquent ist ein 55-Jähriger, der vor rund 20 Jahren zwei Menschen aus Eifersucht getötet hatte.
Damit sind bereits acht Gefangene in Japan seit Amtsantritt von Premierminister Shinzo Abe im Dezember 2012 exekutiert worden. Insgesamt hat Japan 15 Personen seit März 2012 gehängt. Bis dahin gab es 20 Monate lang eine Phase ohne Hinrichtungen. Der amtierende Justizminister Sadakazu Tanigaki hat sich öffentlich für die Todesstrafe ausgesprochen. Kritik weist er mit dem Argument zurück, bei der Todesstrafe handele es sich um eine “innenpolitische, interne Angelegenheit”. Ministerpräsident Shinzo Abe rechtfertigt die Höchststrafe mit dem Hinweis darauf, dass eine Mehrheit der Japanerinnen und Japaner in Umfragen die Todesstrafe befürwortet.
Amnesty ist besorgt, dass unter der konservativen Regierung die Zahl der Hinrichtungen in dem asiatischen Inselstaat weiter zunehmen könnte. Als besonders grausam kritisiert Amnesty, dass die Todeskandidaten in Japan erst am Morgen ihres Hinrichtungstags von der unmittelbar bevorstehenden Vollstreckung in Kenntnis gesetzt werden. Danach haben die Betroffenen meist nur noch wenige Stunden zu leben. Für Gefangene, die keine Aussicht auf Begnadigung mehr haben, bedeutet dies, dass sie zu jedem Zeitpunkt, den sie in der Todeszelle verbringen, mit ihrer Hinrichtung rechnen müssen. Die dauernde Angst, dass es jeden Tag soweit sein könnte, treibt viele Todeskandidaten in den Wahnsinn. Die Angehörigen werden erst im Nachhinein von der Vollstreckung des Urteils informiert. Amnesty kritisiert zudem, dass die Kriterien für die Verhängung und Vollstreckung der Todesstrafe unklar sind. Die Menschenrechtsorganisation ruft die japanische Regierung dazu auf, ein Hinrichtungsmoratorium mit der Perspektive einzurichten, die Todesstrafe abzuschaffen.
Japan gehört neben den USA zu den wenigen demokratischen Industrienationen, die noch Todesurteile vollstrecken. Fast 130 Gefangene sind derzeit in Japan vom Vollzug der Todesstrafe bedroht.
Amnesty International, Koordinationsgruppe gegen die Todesstrafe, 12. Dezember 2013