Pakistans erste Hinrichtung seit vier Jahren ist ein Schlag gegen die Bemühungen des Landes, die Todesstrafe zu überwinden.
Die Militärbehörden haben am 15. November den Soldaten Muhammed Hussain durch den Strang hingerichtet. Ihm war zur Last gelegt worden, einen vorgesetzten Offizier sowie zwei weitere Offiziere getötet zu haben. Sein Begnadigungsgesuch wurden abgelehnt. Diese Hinrichtung konterkariert die jüngsten Schritte der Regierung, die Todesstrafe abzuschaffen. „Regierungsbeamte haben uns gesagt, dass diese Exekution zwar der aktuellen Politik zuwiderlaufe, es sich aber um einen militärischen Fall handele. Die Todesstrafe ist aber nicht weniger gegen die Menschenwürde gerichtet und nicht weniger eine Missachtung des Rechts auf Leben, nur weil die Person, die getötet wurde, zufällig ein Soldat ist“, sagte Polly Truscott, stellvertretender Direktorin von Amnesty International für die Region Asien-Pazifik.
Obwohl in Pakistan Gerichte häufig Todesurteile verhängen, wurden seit 2008 keine Hinrichtungen mehr durchgeführt. Die Regierung arbeitet an einem Gesetzentwurf, der vorsieht, alle Todesstrafen in lebenslange Haft umzuwandeln. Mehr als 8.313 Menschen befinden sich derzeit in den Todeszellen des Landes.
„Vor dem Hintergrund, dass in Pakistan so selten Fortschritte in Sachen Menschenrechte erzielt werden, ist dieser erneute Rückgriff auf die Todesstrafe entmutigend“, sagte Truscott.
Die Wiederaufnahme von Hinrichtungen nach vier Jahren bedeutet eine Abkehr Pakistans von regionalen wie globalen Trends zur Abschaffung der Todesstrafe. Bisher haben über zwei Drittel aller Länder dieser Welt die Todesstrafe gesetzlich oder in der Praxis abgeschafft. Von insgesamt 41 Ländern in der asiatisch-pazifischen Region haben 17 die Todesstrafe bereits gesetzlich abgeschafft, zehn Länder wenden sie in der Praxis nicht mehr an und ein Land – Republik Fidschi-Inseln – sieht die Todesstrafe lediglich bei außergewöhnlichen Militärverbrechen vor.
Amnesty International ruft die pakistanische Regierung dazu auf, ein sofortiges Moratorium für Hinrichtungen zu erklären, als einen ersten Schritt zur völligen Abschaffung der Todesstrafe.
Amnesty International, Koordinationsgruppe gegen die Todesstrafe, 15. November 2012