Indien beendet Hinrichtungsstopp

Der einzige überlebende Täter der Anschläge von Mumbai ist exekutiert worden. In den frühen Morgenstunden des 21. Novembers wurde der aus Pakistan stammende 25-jährige Ajmal Kasab gehängt. Indiens neuer Staatspräsident Pranab Mukherjee hatte sein Gnadengesuch abgelehnt. Der Hinrichtungstermin war streng geheim gehalten worden.

Ajmal Kasab hatte gemeinsam mit neun weiteren pakistanischen Terroristen Ende November 2008 die Stadt Mumbai drei Tage lang mit Terror überzogen und dabei wahllos insgesamt 166 Menschen getötet und an die 250 verletzt. Im Mai 2010 befand ein Sondergericht Kasab mehrerer Anklagepunkte für schuldig und verurteilte ihn unter anderem wegen terroristischer Handlungen und krimineller Verschwörung zum Mord zum Tode. Ende August 2012 bestätigte der Oberste Gerichtshof Indiens das Todesurteil gegen ihn.

„Wir sind uns der Schwere der Verbrechen bewusst, für die Ajmal Kasab verurteilt wurde, und wir haben Mitgefühl mit den Opfern dieser Taten und ihren Familien“, sagte VK Shashikumar, ein Sprecher von Amnesty International in Indien. Er bekräftigte, dass Amnesty die Todesstrafe als die äußerste Form grausamer und unmenschlicher Bestrafung ablehnt. Der Sprecher fügte hinzu: „Wir sind zutiefst verunsichert, was das ungewöhnliche Tempo anbetrifft, mit der sein Gnadengesuch abgelehnt wurde, und die Geheimhaltung, die seine Hinrichtung umgibt.“

In der Vergangenheit hat Indien nur sehr selten Todesurteile vollstreckt. Die Hinrichtung Kasabs war die erste Urteilsvollstreckung seit Mitte August 2004. Damals starb ein Mörder und Vergewaltiger am Galgen. Dieser Rückgriff auf die Todesstrafe nach einer über achtjährigen Unterbrechung läuft regionalen wie globalen Entwicklungen zur Abschaffung der Todesstrafe zuwider. Amnesty bedauert, dass Indien den langen Zeitraum ohne eine einzige Hinrichtung beendet und damit alle Bemühungen zur Überwindung der Todesstrafe zunichte gemacht hat. Der Menschenrechtsausschuss der Vereinten Nationen hatte erst vor zwei Tagen mit überwältigender Mehrheit einen Resolutionsentwurf verabschiedet, der einen weltweiten Hinrichtungsstopp fordert.

Amnesty International, Koordinationsgruppe gegen die Todesstrafe, 21. November 2012