Der Gefangene Behram Khan könnte der erste sein, der nach knapp vier Jahren ohne Hinrichtungen in Pakistan wieder durch den Strang sterben muss. Seine Exekution war ursprünglich für den 30. Juni in der Stadt Karatschi geplant. Der Termin wurde jedoch am 29. Juni kurzfristig ausgesetzt. Amnesty befürchtet, dass seine Hinrichtung den Behörden den Weg ebnen könnte, weitere Todesurteile zu vollstrecken.
Behram Khan war von einem Anti-Terror-Gericht am 23. Juni 2003 zum Tode verurteilt worden. Ihm wurde zur Last gelegt, am 15. April 2003 einen Rechtsanwalt ermordet zu haben. Alle Rechtsmittel gegen sein Todesurteil wurden abgewiesen. Behram Khan reichte schließlich ein Gnadengesuch bei Präsident Asif Ali Zardari ein, was ebenfalls abgelehnt wurde. Der Hinrichtungsbefehl erging für den 23. Mai 2012. Am 17. Mai gewährte der Präsident jedoch einen Hinrichtungsaufschub, der zunächst bis zum 30. Juni währte. Kurz vor Ablauf dieser Frist wurde er auf unbestimmte Zeit verlängert.
Ende 2011 saßen rund 8.300 Inhaftierte in den Todeszellen des Landes ein. Der frühere Menschenrechtsminister Ansar Burney sagte, dass 60 bis 65 Prozent der Insassen des Todestrakts unschuldig oder „Opfer eines fehlerhaften Systems“ seien. 2011 wurden mindestens 313 neue Todesurteile verhängt, hauptsächlich wegen Mordes, aber auch wegen Drogenhandels, Vergewaltigung und Entführung sowie Gotteslästerung.
Ende Juni 2012 hatten sich die Behörden im Bundesstaat Punjab einen grausamen Irrtum geleistet: Sie verkündeten zunächst, dass die Todesstrafe gegen einen indischen Staatsbürger namens Sarabjit Singh in eine lebenslange Haft umgewandelt worden sei und dass er auf freien Fuß gesetzt werde, da der Gefangene bereits zwei Jahrzehnte im Gefängnis verbüßt habe. Wenige Tage später hieß es jedoch, man habe Sarabjit Singh mit einem anderen ehemaligen Todeskandidaten ähnlichen Namens verwechselt, der ebenfalls über 20 Jahre im Gefängnis verbracht hatte und der nun frei käme. Sarabjit Singh bleibt weiter in Haft, obwohl er bereits fünf Gnadengesuche gestellt hat.
Von den 41 Ländern, die dem asiatisch-pazifischen Raum zugeordnet werden, haben 17 die Todesstrafe für alle Verbrechen abgeschafft und zehn sie außer Vollzug gesetzt. Die Wiederaufnahme von Hinrichtungen nach fast vier Jahren Unterbrechung würde bedeuten, dass sich Pakistan gegen den regionalen wie weltweiten Trend zur Abschaffung der Todesstrafe stellt.
Werden Sie aktiv
Bitten Sie Präsident Asif Ali Zardari, das Todesurteil gegen Behram Khan umzuwandeln. Fordern Sie ihn auf, einen offiziellen Hinrichtungsstopp mit dem Ziel zu verfügen, die Todesstrafe in Pakistan abzuschaffen.
Informationen für Ihren Appell finden Sie hier.
Amnesty International, Koordinationsgruppe gegen die Todesstrafe, 29. Juni 2012