Bereits 600 Menschen sind 2011 in Iran hingerichtet worden, davon mindestens 488 wegen Drogendelikten. Diese Zahlen hat Amnesty International für ihren am 15. Dezember 2011 veröffentlichten Bericht über die Drogenbekämpfung in Iran zusammengetragen. Für 2009 hatte die Organisation 166 Hinrichtungen wegen Drogendelikten gezählt, etwa zwei Drittel weniger als 2011. Die Welle von Hinrichtungen setzte Mitte 2010 mit Massenexekutionen in Gefängnissen ein. Allein im Vakilabad-Gefängnis in Mashad, der zweitgrößten Stadt Irans, wurden am 4. August 2010 mehr als 89 Gefangene exekutiert.
„Die Todesurteile werden in unfairen Verfahren gefällt, Geständnisse mit Folter erpresst“, erklärt dazu die Iran-Expertin von Amnesty International in Deutschland, Ruth Jüttner. Besonders betroffen von den Todesurteilen im Kampf gegen die Drogen seien Angehörige ethnischer Minderheiten und Ausländer, insbesondere Afghanen. „Wir haben sogar Hinweise, dass Afghanen ganz ohne Prozess hingerichtet wurden,“ so Jüttner.
Die Menschenrechtsorganisation kritisiert auch westliche Staaten, die Iran bei der Bekämpfung des illegalen Drogenhandels unterstützen. So zahle die Europäische Union 9,5 Millionen Euro für ein in Iran angesiedeltes Projekt zur regionalen Drogenbekämpfung. Im Rahmen dieses Projekts unterstütze die deutsche Bundespolizei den Aufbau von kriminaltechnischen Labors in der Region. „Wenn die Bundesrepublik in dem Bereich mit den iranischen Behörden zusammenarbeitet, dann muss sie diese Kooperation nutzen, um sich nachdrücklich gegen die Todesstrafe bei Drogendelikten einzusetzen,“ so Jüttner. „Das wäre der erste Schritt, um die Todesstrafe in Iran ganz abzuschaffen.“
Amnesty International, Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V., Pressemitteilung,
15. Dezember 2011