Todesstrafe: Iran macht wieder von sich reden

Amnesty International verurteilt den starken Anstieg öffentlicher Hinrichtungen in Iran. Erneut wurde die Todesstrafe an zwei minderjährigen Straftätern vollstreckt.

Seit Beginn des Jahres 2011 sind bis zu 13 Männer öffentlich gehängt worden. Im Vergleich dazu hatte es im ganzen letzten Jahr nur 14 solcher Urteilsvollstreckungen nach amtlichen iranischen Quellen gegeben. Acht Hinrichtungen sind allein am 16. April 2011 in der Öffentlichkeit vollzogen worden.

Zu den drei Personen, die am 20. April 2011 vor Zuschauern in der südiranischen Stadt Bandar Abbas gehängt wurden, gehörten auch zwei jugendliche Straftäter. Von ihnen sind lediglich die Initialen „AN“ und „HB“ bekannt. Sie waren der Vergewaltigung und des Mord überführt worden, Verbrechen, die sie im Alter von 17 Jahren begangen hatten.

„Wieder einmal hat sich Iran dadurch „profiliert“, indem es als einziges Land in diesem Jahr minderjährige Straftäter hingerichtet hat. Es dürfen keine weiteren Jugendlichen durch die Hand des Staates sterben“, sagt Hassiba Hadj Sahraoui, stellvertretende Leiterin des Nahost- und Nordafrika-Programms bei Amnesty International. „Nicht nur, dass diese jungen Männer zum Tatzeitpunkt unter 18 Jahre alt waren, sondern die Todesstrafe wurde auch in der Öffentlichkeit an ihnen vollstreckt. Öffentliche Hinrichtungen sind eine Verletzung des Rechts auf Leben und zugleich ein grober Verstoß gegen die Menschenwürde, die nicht toleriert werden können.“

Wenn die Öffentlichkeit in Iran bei Urteilsvollstreckung zugelassen ist, wird die Todesstrafe in der Regel an Straßenkreuzungen mittels Baukränen vollzogen. Dabei werden die Delinquenten mit dem Strang um den Hals von einem Kran hochgezogen und stranguliert. Solche „Veranstaltungen“ werden vorher angekündigt. Menschenrechtsexperten der Vereinten Nationen haben deutlich gemacht, dass Hinrichtungen in der Öffentlichkeit keinem legitimen Interesse dienen und nur den grausamen, unmenschlichen und erniedrigenden Charakter dieser Strafe erhöhen.

Iran ist eines der ganz wenigen Länder, das noch die Todesstrafe an minderjährigen Straftätern vollstreckt, also Täter, die ein Verbrechen begangen haben, als sie noch unter 18 Jahre alt waren. Iran war soweit bekannt weltweit das einzige Land, das im Jahr 2010 einen jugendlichen Straftäter hingerichtet hat. Die Verhängung der Todesstrafe gegen Minderjährige ist nach dem Völkerrecht streng verboten.

Amnesty International hat im Dezember 2010 und Januar 2011 in Iran einen starken Anstieg der Hinrichtungen beobachten müssen. Allein im Januar dieses Jahres sind mindestens 86 Personen exekutiert worden. Nach internationalen Protesten sanken die Zahlen zwar im Februar 2011 wieder, aber seit dem Ende des iranischen Neujahrsfests Anfang April nahmen sie wieder zu.

Nach offiziellen Angaben sind bisher in diesem Jahr mindestens 135 Menschen hingerichtet worden. Glaubwürdige Berichte deuten jedoch darauf hin, dass mindestens 40 weitere Todesstrafen vollstreckt wurden, ohne dass sie von den Behörden bestätigt wurden.

Amnesty International, Koordinationsgruppe gegen die Todesstrafe, 27. April 2011