Todesstrafe 2010: Henkerstaaten zunehmend isoliert

Mindestens 527 Menschen in 23 Ländern hingerichtet / Mehrheit der Hinrichtungen in China und Iran / Insgesamt 139 Länder ohne Todesstrafe

BERLIN, 28.03.2011 – Weniger Hinrichtungen weltweit und mehr Staaten, die die Todesstrafe nicht vollstrecken – das ist die Bilanz der heute veröffentlichten Zahlen von Amnesty International zur Todesstrafe. Nach Amnesty-Informationen wurden 2010 mindestens 527 Menschen in 23 Ländern hingerichtet und mehr als 2.000 Menschen in 67 Ländern zum Tode verurteilt. 139 Länder haben die menschenverachtende Strafe im Gesetz abgeschafft oder in der Praxis ausgesetzt – zuletzt Gabun und die Mongolei. Die UNO trat erneut mit einer Resolution für einen weltweiten Hinrichtungsstopp ein. 58 Länder halten jedoch an der Todesstrafe fest.

„Seit zehn Jahren zeigt sich ein eindeutiger Trend zu einer Welt ohne Todesstrafe. Immer weniger Staaten, die noch an der Todesstrafe festhalten, richten auch tatsächlich Menschen hin“, sagt Oliver Hendrich, Experte zum Thema Todesstrafe bei Amnesty International in Deutschland. „Wer im 21. Jahrhundert noch Menschen hinrichtet oder zum Tode verurteilt, ist international zunehmend isoliert.“

Dramatisch bleibt die Situation in China und im Iran. China hält Angaben zu Todesurteilen und Hinrichtungen weiter geheim, Amnesty schätzt, dass die Zahlen in die Tausende gehen. Neben China vollstreckten Iran (mind. 252), Nordkorea (mind. 60), Jemen (mind. 53), die USA (46) und Saudi-Arabien (mind. 27) die meisten Todesurteile. Weltweit sitzen mehr als 17.000 Menschen in Todeszellen.

Auch Rückschritte waren 2010 zu verzeichnen. Belarus sowie fünf weitere Staaten nahmen im vergangenen Jahr wieder nach einer Unterbrechung Hinrichtungen auf. Belarus ist das einzige Land in Europa, in dem derzeit drei Menschen die Hinrichtung droht. „Auffallend ist außerdem, dass einige Länder verstärkt Todesurteile für Drogenvergehen, Wirtschaftsdelikte, einvernehmliche sexuelle Beziehungen zwischen Erwachsenen oder Gotteslästerung verhängen“, sagte Amnesty-Experte Hendrich. Deutlich häufiger als in den Vorjahren seien Hinrichtungen wegen Drogendelikten beispielsweise in China, Ägypten und Thailand gewesen.

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29. Dezember 2019