Lagos, einer der einflussreichsten Bundesstaaten des westafrikanischen Staats Nigeria, hat einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur Abschaffung der Todesstrafe gemacht: Ende August 2009 sind dort drei zum Tode verurteilte Gefangene begnadigt und freigelassen worden. Die Todesurteile von weiteren 37 Gefangenen im Bundesstaat Lagos wurden umgewandelt, davon 29 in lebenslange Haft.
Der Gouverneur des im Südwesten des Landes gelegenen Bundesstaats, Babatunde Fashola, sagte, dass er die Amnestie aus „humanitären Gründen“ gewährt habe. Er fügte hinzu, dass er den Gefangenen „Hoffnung auf Änderung ihres Verhaltens und Rehabilitierung in die Gesellschaft“ geben wollte. Zwar haben seit über zehn Jahren keine Hinrichtungen mehr im Bundesstaat Lagos stattgefunden, aber es werden weiterhin Todesurteile verhängt. Der Bundesstaat wird noch 2009 sein Strafgesetzbuch ändern.
In den letzten Jahren hat es oft politische Diskussionen über die Todesstrafe in Nigeria gegeben. Unter den Militärregierungen zwischen 1970 und 1999 wurden mehr als 2.600 Todesurteile vollstreckt, die meisten davon waren von den Sondergerichten für Raub und Schusswaffen verhängt worden. Nach dem Ende des Militärregimes ging die Macht im Mai 1999 an eine zivile Regierung über und die Zahl der Hinrichtungen sank.
Zwei vom damaligen Präsidenten Olusegun Obasanjo eingesetzte Expertengruppen – die Nationale Arbeitsgruppe über die Todesstrafe (2004) und die Kommission für die Reform der Justizverwaltung (2007) – empfahlen ein Hinrichtungsmoratorium.
2008 wurden in Nigeria mindestens 40 Personen zum Tode verurteilt und etwa 735 Menschen sitzen im Todestrakt, darunter elf Frauen. Amnesty International kritisiert, dass Hunderte von diesen Gefangenen kein faires Gerichtsverfahren hatten. Todesurteile werden durch den Strang vollstreckt. Seit 2002 hat Nigeria offiziell keine Hinrichtungen gemeldet. Allerdings hat Amnesty International von mindestens sieben Hinrichtungen erfahren, die 2006 heimlich durchgeführt wurden.
Amnesty International, Koordinationsgruppe gegen die Todesstrafe, 01. September 2009