Die südkoreanische Regierung hat am 12. Februar 2009 über die Wiederaufnahme von Hinrichtungen beraten. Anlass dazu gab die öffentliche Empörung nach der Festnahme eines Mannes, der mutmaßlich sieben Frauen ermordet haben soll.
In Südkorea sind mehrere Versuche, die Todesstrafe abzuschaffen, im Parlament gescheitert. Allerdings werden seit vielen Jahren keine Todesurteile mehr vollstreckt. Das Land hat letztmals Hinrichtungen am 30. Dezember 1997 durchgeführt, als 18 Männer und fünf Frauen gehängt wurden. In einem offenen Brief vom 13. Februar 2009 forderte Amnesty-Generalsekretärin Irene Khan den südkoreanischen Präsidenten Lee Myung-bak dringend auf, das inoffizielle Hinrichtungsmoratorium nicht zu beenden.
Bei der Sitzung am 12. Februar, an der Vertreter der Regierungspartei Grand National Party, der koreanischen Nationalen Polizei und der Ministerien für Justiz sowie für öffentliche Verwaltung und Sicherheit teilnahmen, wurde diskutiert, ob die derzeit 58 in der Todeszelle einsitzenden Häftlingen hingerichtet werden sollen und ob die lebenslange Haftstrafe ohne die Möglichkeit der Begnadigung eingeführt werden soll.
Die Wiederaufnahme von Hinrichtungen in Südkorea würde im Widerspruch zum universellen Schutz der Menschenrechte stehen und zu einem Zeitpunkt erfolgen, da es einen klaren Trend in Richtung weltweiter Abschaffung der Todesstrafe gibt.
Amnesty International, Koordinationsgruppe gegen die Todesstrafe, 16. Februar 2009