Jamaikas Henker bleibt im Amt

Das Parlament des Karibikstaats sprach sich am 25. November 2008 mit deutlicher Mehrheit für die Beibehaltung der Todesstrafe aus: 34 Abgeordnete des Repräsentantenhauses stimmten dafür, 15 dagegen und zehn enthielten sich der Stimme. Die Todesstrafe kann in Jamaika nur für Mord als Höchststrafe verhängt werden.

Die neue Regierung hatte bereits 2007 eine Abstimmung ohne Fraktionszwang angekündigt, um Abgeordnete nach ihrem Gewissen im Parlament über die Wiederaufnahme von Hinrichtungen abstimmen zu lassen. Hintergrund dieses Votums ist eine der weltweit höchsten Kriminalitätsraten: In diesem Jahr wurden bereits mehr als 1.200 Tötungsdelikte registriert bei einer Gesamtbevölkerungszahl von 2,8 Millionen.

Doch die leider weit verbreitete Hoffnung, mit Hilfe der Todesstrafe die extrem hohe Kriminalitätsrate senken zu können, ist nachweislich falsch. Die Entscheidung des Parlaments ist höchst bedauerlich und läuft dem weltweiten Trend zur Abschaffung der Todesstrafe zuwider. Amnesty International rief dazu auf, dem epidemischen Ausmaß an Kriminalität in Jamaika mit Reformen bei Polizei und Justiz zu begegnen und nicht mit noch mehr Tod. „Die Todesstrafe als Mittel zur Bekämpfung der Gewalt- und Kriminalitätsspirale zu befürworten ist etwa so, als versuche man, ein Feuer mit Benzin zu löschen“, sagte Kerrie Howard, stellvertretende Direktorin des Amerika-Programms von Amnesty International.

Zwischen 1980 und 1988 wurden 59 Menschen gehenkt. Die letzten beiden Hinrichtungen fanden am 18. Februar 1988 statt und wurden wie in Jamaika üblich durch den Strang vollzogen.

Amnesty International, Koordinationsgruppe gegen die Todesstrafe, 25. November 2008

30. Dezember 2019