Iran exekutiert zur Tatzeit 15-Jährigen

Seyed Reza Hejazi stammt aus Isfahan, Zentraliran. Er war 15 Jahre alt als er als Teil einer kleinen Gruppe am 18. September 2004 eine Auseinandersetzung mit einem jungen Mann hatte, bei der dieser tödlich mit einem Messer verletzt wurde. Seyed Reza Hejazi wurde unter Mordanklage gestellt und am 14. November 2005 zum Tode verurteilt, obwohl man ihm nach iranischem Recht den Prozess vor einem Jugendgericht hätte machen müssen.

Am 18. August 2008 wurde die Familie von Seyed Reza Hejazi informiert, dass er in die Todeszelle des Gefängnisses überführt worden war. Sein Rechtsanwalt hingegen wurde trotz einer entsprechenden gesetzlichen Vorschrift nicht 48 Stunden vor der Urteilsvollstreckung offiziell darüber in Kenntnis gesetzt. Der Anwalt begab sich, nachdem er von der Familie informiert worden war, zu dem Gefängnis und erreichte es gegen 4:30 Uhr am 19. August. Er versuchte dort mehre Stunden lang, einen Vollstreckungsaufschub für seinen Mandanten zu erreichen. Gegen 10 Uhr teilte ihm der für die Exekution verantwortliche Beamte mit, dass die Hinrichtung Reza Hejazis gestoppt worden sei. Auf der fünfstündigen Autofahrt zurück zu seinem Büro in der Hauptstadt Teheran wurde der Anwalt unterrichtet, dass Reza Hejazi um 11 Uhr gehenkt worden war.

Das Völkerrecht untersagt in Artikel 6(5) des UN-Zivilpakts und im UN-Übereinkommen über die Rechte des Kindes die Anwendung der Todesstrafe bei Minderjährigen. Als Vertragsstaat dieser beiden Abkommen hat sich Iran verpflichtet, minderjährige Straftäter und Straftäterinnen, also diejenigen, die zur Tatzeit das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, nicht hinzurichten. Dessen ungeachtet hat Iran seit 1990 mindestens 35 minderjährige Straftäter hingerichtet, acht von ihnen 2007 und fünf im laufenden Jahr. Die Islamische Republik Iran ist damit zurzeit weltweit der einzige Staat, von dem bekannt ist, dass er Jugendliche henkt. Mehr als 130 minderjährigen Straftätern, unter ihnen auch fünf junge Frauen, droht dort der Vollzug der Todesstrafe.

Amnesty International, Koordinationsgruppe gegen die Todesstrafe, 19. August 2008
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