Berlin, 15. April 2008 – Auch 2007 hat sich der weltweite Trend gegen die Todesstrafe bestätigt: „Das Gros der Hinrichtungen geht auf das Konto einer Handvoll Staaten, und China ‚gewinnt’ diese makabre Disziplin auch im Jahr vor den Olympischen Spielen. Zugleich ist die Todesstrafe unweigerlich auf dem Rückzug“, sagte Oliver Hendrich von amnesty international (ai) zur Veröffentlichung der ai-Todesstrafenstatistik für 2007. ai fordert alle Staaten, die noch hinrichten, auf, sich der Resolution der UN-Generalversammlung vom Dezember 2007 anzuschließen. Diese fordert erstmalig einen sofortigen Hinrichtungsstopp als ersten wichtigen Schritt zur weltweiten Abschaffung dieser Strafe.
Im Jahr 2007 hat ai 1.252 Hinrichtungen (2006: 1.591) in mindestens 24 (25) Ländern dokumentiert, mindestens 3.347 (3.861) Menschen in 51 (55) Ländern wurden zum Tode verurteilt. Insgesamt haben 135 (129) Länder die Todesstrafe im Gesetz oder in der Praxis abgeschafft, 62 (68) halten daran fest. 2007 schafften Albanien, die Cook-Inseln und Ruanda die Todesstrafe komplett ab, Kirgisistan für gewöhnliche Straftaten. Das bedeutet, dass mittlerweile mehr als zwei Drittel aller Staaten die Todesstrafe zumindest in der Praxis abgeschafft haben. Dennoch lebt nur knapp ein Drittel der Weltbevölkerung (ca. 31 Prozent) in Staaten, die nicht hinrichten.
Für knapp 90 Prozent aller Hinrichtungen waren 2007 wiederum fünf Staaten verantwortlich: In China tötete der Staat mindestens 470 Menschen (2006: 1.010), im Iran 317 (177), in Saudi-Arabien 143 (39), in Pakistan 135 (82) und in den USA 42 (53) Menschen. Hierbei handelt es sich um Mindestzahlen. Offizielle Zahlen liefern nur wenige Staaten, zum Beispiel die USA. In China sind Hinrichtungen weiterhin Staatsgeheimnis. ai geht davon aus, dass dort tatsächlich mehrere tausend Menschen hingerichtet wurden. Für mehr als 60 Tatbestände, darunter auch Vergehen wie Steuerhinterziehung und Drogenschmuggel, kann in China die Todesstrafe verhängt werden.
„Der Mantel des Schweigens über der Todessstrafe muss gelüftet werden“, sagte Hendrich. „Wenn es stimmt, dass Hinrichtungen die Unterstützung der Bevölkerung haben – wie viele Regierungen behaupten – dann hat die Bevölkerung auch das Recht zu erfahren, was und in welchem Umfang in ihrem Namen geschieht.“
Amnesty International, Sektion der Bundesrepublik Deutschland, 15. April 2008