Berlin, 27. Juni 2007 – Sa’id Qanbar Zahi war 17 Jahre alt, als er im Mai dieses Jahres gehenkt wurde. Mohammad Mousavi wurde mit 16 Jahren zum Tode verurteilt und im April im Alter von 19 Jahren hingerichtet. Mindestens 71 weitere junge Frauen und Männer in iranischen Todesstrakten fürchten täglich die Hinrichtung – wegen Taten, die sie als Minderjährige begangen haben. amnesty international (ai) hat diese Fälle in einem heute veröffentlichten Bericht dokumentiert. “Der Iran ist derzeit der einzige Staat, der Jugendliche zum Tode verurteilt und hinrichtet, obwohl er sich in internationalen Abkommen zum Gegenteil verpflichtet hat”, sagte ai-Experte Oliver Hendrich. ai fordert die Abschaffung der Todesstrafe für minderjährige Straftäter und einen sofortigen Hinrichtungsstopp. Die deutsche ai-Sektion hat dazu im Mai 16.000 Unterschriften an die iranische Botschaft in Berlin übergeben.
Seit 1990 wurden im Iran mindestens 24 minderjährige Straftäter hingerichtet, mehr als in jedem anderen Land der Welt. “Die Gerichte schrecken auch nicht davor zurück, sehr junge Menschen zum Tode zu verurteilen”, sagte Hendrich. “In solchen Fällen sitzen die Jugendlichen meist im Todestrakt, bis sie volljährig werden. Erst dann werden sie hingerichtet.” Nach iranischem Recht steht die Todesstrafe auf Mord, aber auch auf Rauschgifthandel, Entführungen und auf Handlungen, “die der Keuschheit zuwider laufen”. Die Prozesse entsprechen selten internationalen Standards. Die Urteile werden oft durch Erhängen und teilweise öffentlich vollstreckt.
Der Internationale Pakt über bürgerliche und politische Rechte und die Kinderrechtskonvention verbieten die Todesstrafe für Minderjährige. “Außerdem gibt es einen internationalen moralischen Konsens, diese grausame Strafe für Kinder abzulehnen. Auch in der iranischen Bevölkerung wächst diese Ablehnung”, sagte Hendrich. Menschenrechtsverteidiger im Iran und Menschenrechtsorganisationen wie ai, hoffen auf parlamentarische Initiativen. “Doch dieser Prozess ist schmerzhaft langsam.”